Compliance System einführen

Aufwändig, zeitraubend, teuer? Wie Sie in Ihrem Unternehmen erfolgreich ein Compliance System einführen (Teil 2)

Im ersten Teil unserer Mini-Serie  – Wie Sie in Ihrem Unternehmen erfolgreich ein Compliance System einführen – haben Sie Ihr Unternehmen genau unter die Lupe genommen. Sie wissen nun, welche Compliance-Risiken es in Ihrer Organisation gibt und haben es mit Ihrem (vielleicht) vorhandenen Compliance Management System abgeglichen.

Nun sollten Sie wissen, wo der Schuh drückt, wo also die wesentlichen Handlungsfelder mit Blick auf ein Compliance  Management System sind. Außerdem wissen Sie, welche Gesetze und Regelungen für Sie gelten. Doch Sie können natürlich nicht zig Baustellen gleichzeitig aufmachen. Das wäre ähnlich Erfolg versprechend, als wenn Sie in Köln die Autobahnen 3 und 1 gleichzeitig sperrten – obwohl, auch das soll ja schon vorgekommen sein…

Sie haben also auch die Risiken aus einer „Nicht-Gesetzeskonformität“ bewertet und priorisiert. Was nun folgt, hört sich zunächst kompliziert an, ist es aber nur bedingt. Es gehört unbedingt dazu, wenn Sie ein Compliance System einführen, wir nennen es

3. Unternehmens- und risikospezifische Konzeption des Compliance Management Systems

Hier geht es tatsächlich ans Eingemachte: Sie müssen individuell für Ihr Unternehmen festlegen, wie Sie das Compliance-Management-System gestalten wollen. Welche Compliance-Instanzen gehören dazu, welche weiteren relevanten Bausteine? Vorstellbar sind hier beispielsweise eine Compliance-Task-Force, ein Ethics- und Compliance-Office, ein Compliance-Komitee oder ein Chief Compliance-Officer.

Die Entscheidung darüber hängt wesentlich von der Organisationsstruktur ab, aber auch von den individuellen Risiken, die Sie in den Schritten zuvor identifiziert hatten. Sie entscheiden also, auf welcher Organisationsebene das Thema Compliance verankert wird, wer dafür zuständig und verantwortlich ist, wer welche Beiträge dazu liefern muss. Installieren Sie einen Compliance-Beauftragen? Mit welchen Kompetenzen wird er ausgestattet? An wen berichtet er? Wenn Sie das festlegen, drücken Sie damit zugleich aus, welche Bedeutung Sie dem Thema Compliance beimessen.

Blick auf die Hochrisiko-Compliance-Faktoren

Danach folgt erneut die Analyse der Risiko-Situation, diesmal detailliert mit Fokus auf den Hochrisiko-Compliance-Faktoren. Sie müssen priorisieren, welches Risiko Ihnen aktuell am höchsten und wichtigsten erscheint. Dazu nutzen wir eine sogenannte Risikomap. Auf ihr erkennen Sie übersichtlich, an welchen Stellen die Gefahr am höchsten ist, mit geltenden Gesetzen und Vorschriften in Konflikt zu geraten.

Wenn Sie die Risiken kennen und bewertet haben, geht es nun darum, daraus geeignete Compliance-Maßnahmen abzuleiten. Wir steigen in die Planung der Detailkonzeption und die Umsetzung ein.

4. Operationalisieren des Compliance-Konzeptes

In diesem Schritt geht es um die Detailausprägung der einzelnen Bausteine des Compliance-Management-Systems. Sie legen sogenannte Compliance-Prüfpunkte in den Unternehmensprozessen fest und definieren die Verantwortlichkeiten. Konkret bedeutet das, dass sie bestimmen, welchen Unternehmensbereich Sie kontinuierlich im Hinblick auf Gesetzeskonformität beobachten und gegebenenfalls an sich ändernde Gesetzen und Vorschriften anpassen. Das können beispielsweise Regelungen zum Umwelt- oder Arbeitsschutz sein.

Außerdem müssen Sie Detailregelungen erstellen, beispielsweise zu Vertragswerken und Arbeitsverträgen. Auch ein nicht Compliance-adäquates Contracting mit Lieferanten ist haftungsträchtig. Hier ist zu empfehlen, Lieferanten vertraglich dazu zu verpflichten, sich im Sinne der Ethikrichtlinien des Unternehmens zu verhalten.

Notwendig ist auch die kontinuierliche Information der Mitarbeiter im Unternehmen über die Pflicht zur Einhaltung gesetzlicher Regelungen. Hierzu gehört auch, die Ethikgrundsätze künftigen Arbeitsverträgen bzw. Verträgen z.B. mit selbstständigen Handelsvertretern oder Agenten beizufügen und diese gegenzeichnen zu lassen.

Nicht zuletzt konkretisieren und führen Sie an dieser Stelle die Compliance-Instanzen ein. Ziel dieses Schrittes ist es, die Compliance-Maßnahmen so detailliert zu planen, dass sie reif für die Umsetzung sind.

Soweit also die theoretischen und konzeptionellen Vorbereitungen für Ihr künftiges Compliance-Management-System. In Teil 3 unserer Serie werden wir in unserem nächsten Beitrag darauf eingehen, wie sie die geplanten Maßnahmen in Ihrem Unternehmen umsetzen und wie Sie die Compliance-Prozesse kontinuierlich verbessern.

Compliance System einführen

Aufwändig, zeitraubend, teuer? Wie Sie in Ihrem Unternehmen ein Compliance System erfolgreich einführen (Teil 1)

Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, wie Sie ein Compliance System erfolgreich einführen? Das „Neubürger-Urteil“ vor drei Jahren hat viele Geschäftsführer und Vorstände aufgeschreckt: Damals verurteilte das Landgericht München einen Unternehmensvorstand zu einer Geldstrafe von 15 Millionen Euro. Das Gericht vertrat die Ansicht, dass die Führung dafür zu sorgen hat, dass ein Unternehmen Risiken mit einem Compliance Management System systematisch vorbeugt. Dazu muss es so organisiert und beaufsichtigt sein, dass es alle Rechtsvorschriften einhält.

Compliance System von der Stange?

Wie das allerdings konkret aussieht, liegt im unternehmerischen Ermessen: Es  hängt davon ab, was ein Unternehmen macht, wie groß und wie es organisiert ist, welche Vorschriften gelten. Aber auch, wo es auf der Welt mit Standorten vertreten ist und sogar, ob es früher schon mal Verdachtsfälle gab. Vor allem aber ist die regelmäßige Kontrolle wichtig, ob alle Vorgaben eingehalten werden.

Diese gesetzlichen Forderungen schrecken ab, gerade kleine und mittlere Firmen. Wie sollen sie mit ihren begrenzten personellen und finanziellen Mitteln ein Compliance-System einführen? Und das auch noch passgenau und individuell auf das Unternehmen zugeschnitten?

Lang ist die Liste, was Geschäftsführer und Vorstände berücksichtigen müssen:

  • Ethikrichtlinien und Anweisungen entwickeln
  • Zuständigkeiten festlegen
  • Organisationshandbuch schreiben
  • Prozesse standardisieren
  • Führungskräfte und Mitarbeiter informieren und schulen
  • Geschäftsprozesse mit Berichtswesen, Checklisten und interner Revision kontrollieren
  • Compliance-System und –Aktivitäten dokumentieren

Um den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden, brauchen Unternehmen jeder Größe eine besondere Betriebsorganisation. Wie Sie die schrittweise erfolgreich einführen, was das kostet und wie lange es dauert, beschreiben wir in diesem und den folgenden beiden Beiträgen.

Compliance System erfolgreich einführen in sechs Schritten

Ein Compliance-System einführen ist kein Hexenwerk, so viel vorab. Gehen Sie dafür konsequent die folgenden sechs Schritte.

1.      Quick-Check

Im ersten Schritt verschaffen Sie sich einen Überblick über die Situation in Ihrem Unternehmen. Welche Compliance-Risiken bestehen aktuell in Ihrer Organisation? Gibt es schon Elemente eines Compliance-Management-Systems? Wo sehen Sie derzeit den größten Handlungsbedarf, um Ihr Unternehmen gesetzeskonform aufzustellen?

Ziel des Quick-Checks ist, dass Sie Ihre Gesamtsituation transparent machen und erkennen, wo Sie im Sinne der Compliance unverzüglich etwas unternehmen sollten.

2.      Ausrichtung/Risiken

Nach dieser Grundlagenarbeit treffen Sie die ersten richtungsweisenden Entscheidungen: Es geht darum, wie Sie das Compliance-Management-System grundsätzlich ausrichten. Sie müssen exakt analysieren, welche Gesetze, Vorschriften und internen Regelungen für Sie überhaupt gelten.

Exkurs: Warum Sie unbedingt Licht ins Pflichtendickicht bringen müssen

Beispiel Arbeitsschutz: Sieben Gesetze ergeben 180 Pflichten, die wiederum 22 Rechtsverordnungen mit 153 Pflichten ermächtigen. Hieraus ergeben sich 254 technische Regeln und berufsgenossenschaftliche Sicherheitsregeln mit 3401 Pflichten, die die gesetzlichen Pflichten um das 18-fache auf 3734 Rechtspflichten vermehren.

Genug gelesen?

Diese Regelwerke können Sie tatsächlich nur dann befolgen, wenn sie im Unternehmen überhaupt bekannt sind. Die nötigen Recherchen mit einem vertretbarem Aufwand aber sind nur in einem gut organisierten Gesetzes- und Vorschriftenkataster möglich.

Allerdings: Erscheint der Aufwand zunächst auch noch so hoch und abschreckend – Unkenntnis schützt nicht vor Strafe! Das Bundesverfassungsgericht hat unmissverständlich entschieden, dass „von Betreibern gewisser technischer Anlagen zu verlangen ist, dass sie über die einschlägigen Vorschriften unterrichtet sind“. Niemand kann sich also mit der unübersichtlichen Vielfalt der gesetzlichen und untergesetzlichen Vorschriften entlasten. Exkurs Ende.

Risiken richtig bewerten

Wenn Sie wissen, welche Regeln für Ihr Unternehmen gelten, besteht eine weitere Herausforderung indes in ihrer Bewertung. Wie groß sind die Risiken für Ihr Unternehmen, wenn es nicht durchgängig gesetzes- und regelkonform aufgestellt ist? Davon hängt ab, für welchen Unternehmensbereich Sie sich zuerst Gedanken über ein funktionierendes Compliance-System machen.

In unseren nächsten beiden Beiträgen stellen wir Ihnen die Schritte 3 bis 6 vor, wie Sie erfolgreich ein Compliance-System einführen. Lesen Sie dann, wie Sie ein Compliance-Konzept entwickeln, es auf allen Ebenen Ihres Unternehmens einführen und kontrollieren, dass es funktioniert. Außerdem erfahren Sie, wie lange die Einführung erfahrungsgemäß dauert und wie viel es kostet.

ganzheitliches Compliance Management System

Compliance für KMU: Warum Sie nicht darauf vertrauen sollten, dass nichts passiert

Compliance für KMU: Eines muss Ihnen ganz klar sein: Sie werden als Geschäftsführer, Vorstand oder Aufsichtsrat zur Rechenschaft gezogen, verstößt einer Ihrer Mitarbeiter bei seiner Arbeit gegen geltendes Recht. Weisen Sie dann nicht nach, dass es in Ihrem Unternehmen – egal, wie viele Mitarbeiter es hat und wie viel Umsatz es macht – ein funktionierendes Compliance-System gibt, haben Sie Ihre Ordnungs- und Aufsichtspflicht verletzt.

Lohnt es sich, dieses Risiko einzugehen? Können Sie Fehler tatsächlich jederzeit ausschließen? Und vor allem: Kennen Ihre Mitarbeiter wirklich alle Regeln und Gesetze, an die sie sich halten müssen? Die Gefahr der Organhaftung ist groß, und zwar für Firmen jeder Größenordnung. Ausdrücklich auch für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)! Ein Regelwerk, das ganz klar festlegt, wie sich die Mitarbeiter intern und nach außen gegenüber Geschäftspartnern verhalten müssen, ist also keine Spielwiese großer Konzerne. Es betrifft alle Unternehmen.

Compliance für KMU ist noch nicht angekommen

Die Realität in deutschen kleinen und mittelständischen Unternehmen sieht allerdings nach wie vor anders aus: Geschäftsführer machen Compliance oftmals „nebenbei so mit“ oder hoffen ganz einfach darauf, dass nichts passiert. Das halten wir für fatal: Jeder Vorstand, Geschäftsführer, Aufsichtsrat oder auch Prokurist haftet persönlich, wenn in seinem Unternehmen kein ordnungsgemäßes Compliance-Management eingeführt und umgesetzt ist und dem Unternehmen oder Dritten Schäden entstehen. Eine solche Herausforderung bewerkstelligt niemand ernsthaft „nebenbei“. Werden wir gefragt, was wir für das wichtigste Ziel eines Compliance-Systems ist, ist unsere Antwort daher klar: Compliance beugt der zivilrechtlichen Haftung des Unternehmers und der persönlichen Haftung der Unternehmensleitung vor. Bei ihr liegt die alleinige Verantwortung, sich um die Einführung eines funktionierenden Regelwerks zu kümmern.

So viele Regeln gibt es für KMU nicht? Weit gefehlt!

Wer das Thema allein wegen der Unternehmensgröße vernachlässigt, lebt riskant. Denn: Haben Sie mal nachgezählt, wie viele Gesetze und Rechtsnormen für Ihr Unternehmen individuell gelten? Schätzungen liegen bei mehr als 11.000! Doch oftmals kennen Firmenleitungen und Mitarbeiter die gesetzlichen Vorschriften gar nicht im Detail. Dadurch sind sie kaum in der Lage, das Risiko einzuschätzen, das entsteht, weil sich Regelwerke regelmäßig ändern.

Compliance – und das sei an der Stelle noch einmal besonders betont – beschäftigt sich nämlich nicht nur mit Themen wie Korruption und Bestechung. Ein systematisches Compliance-System berücksichtigt viel mehr. Ein kleiner Ausschnitt:

  • Arbeitsrecht
  • Arbeitsschutz
  • Rechnungslegung und Steuern
  • Produkthaftung
  • Kapitalmarktrecht
  • Exportbestimmungen
  • Verkehrssicherung
  • IT-Compliance
  • Corporate Governance
  • Umweltschutzbestimmungen

Speziell KMU, die nicht auf das Know-how und die Rückendeckung eines großen Konzerns zählen können, sollten sich also im eigenen Interesse um ein systematisches System zur Regelkonformität kümmern.

Regeln zu Compliance Systemen gibt es nicht

Wie genau das aussehen soll, ist im deutschen Recht interessanterweise nicht geregelt. Es gibt keine allgemeine Rechtsnorm, die zu Compliance verpflichtet. Das aber sollte Sie nicht in Sicherheit wiegen. Unternehmen müssen trotzdem sämtliche geltenden Ge- und Verbote kennen und beachten. Immerhin gibt es Rechtsnormen wie §93 Abs. 1 des Aktiengesetzes und §43 GmbHG, nach denen Sie die „Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Kaufmanns“ walten lassen müssen. Und §130 des Ordnungswidrigkeitengesetzes sagt, dass „Organe für die Verletzung bußgeldbewehrter Pflichten zur Rechenschaft gezogen werden können“.

Was Sie brauchen, ist also eine detaillierte Bestandsaufnahme. Fragen Sie sich, welche individuellen Gesetze und Regeln für Ihr Unternehmen gelten. Prüfen Sie, wie groß das Risiko von Regelverstößen ist, weil sich Gesetze ändern.

Compliance für KMU – Herausforderung, aber machbar

In unserer Beraterpraxis erleben wir natürlich auch, dass die Einführung einer umfassenden Compliance in KMU schwierig ist. Es mangelt am nötigen Know-how, am Kapital und an Mitarbeitern, die sich darum kümmern können. Doch eines muss Ihnen trotz dieser Widrigkeiten allgegenwärtig sein: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Bereits das Unterlassen hat weitreichende Konsequenzen – für Sie persönlich und für Ihr Unternehmen. Der Ruf – sowohl Ihr persönlicher als auch der Ihrer Firma – steht auf dem Spiel. Hagelt es öffentlich Kritik für Ihr Unternehmen wegen Konflikten mit dem Gesetz, verlieren Sie im schlimmsten Fall Marktanteile und Kunden. Eingerechnet sind noch gar nicht die Kosten für Schadenersatz, Gerichtsprozesse oder Strafgelder.

Compliance in KMU halten wir deshalb nicht nur für ein Muss, sondern auch für machbar – in drei Schritten: Informieren – Konzipieren – Handeln

  1. Informieren
    • über die aktuellen Risiken im Unternehmen
    • über das vorhandene Compliance-Management-System
    • über die wichtigsten aktuellen Handlungsfelder
  2. Konzipieren
    • individuelles Konzept je nach Unternehmensart und Risiko
    • Maßnahmen festlegen
  3. Handeln
    • Maßnahmen umsetzen
    • geltende Regelwerke ständig beobachten
    • Umsetzung überprüfen

Regelkonformität als Markenzeichen – auch für KMU

Entwickeln Sie Compliance als Erfolgsfaktor für Ihr kleines oder mittelständisches Unternehmen. Sie gewinnen persönlich – mindestens an Sicherheit. Aber auch Ihre Firma steht mit einem funktionierenden System besser da: Ihre Geschäftspartner nehmen es als integren Marktpartner wahr. Es ist transparent, prägt das Führungsverhalten und gibt den Mitarbeitern Sicherheit und Vertrauen. Davon profitieren langfristig alle.