EU schränkt die Lieferkettenrichtlinie massiv ein
Brüssel hat die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD/Lieferkettenrichtlinie) entschärft, noch bevor das Gesetz offiziell in Kraft tritt. Sie reagiert mit dieser Kehrtwende auf Forderungen aus der Wirtschaft.
Drastische Reduzierung der Betroffenen
Die ursprüngliche Planung sah vor, dass die CSDDD ab 2027 schrittweise in nationales Recht umgesetzt wird. Damit sollte eine breite Basis der Unternehmen zur Rechenschaft für ihre Wertschöpfungsketten gezogen werden. Die finalen Abstimmungen im Dezember 2025 führten jedoch zu einer grundlegenden Neuausrichtung:
- Höhere Schwellenwerte: Das Gesetz gilt künftig nur noch für sehr große Konzerne. Die Untergrenze wurde massiv auf mindestens 5.000 Mitarbeitende und 1,5 Milliarden Euro Jahresumsatz angehoben.
- Ausnahme für den Mittelstand: Durch die neue Regelung ist der Großteil der mittelständischen Wirtschaft Europas von der Regulierung ausgenommen.
Auch essenzielle Bestandteile wie eine obligatorische jährliche Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie die zivilrechtliche Haftung bei Verstößen wurden gestrichen oder stark reduziert. Das Ergebnis ist ein im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf deutlich entschärfter Gesetzestext.
Der Kreis der verpflichteten Unternehmen schrumpft damit auf wenige hundert Konzerne. Die Kriterien gelten für in der EU ansässige Unternehmen sowie für ausländische Konzerne, die signifikante Geschäftstätigkeit im europäischen Binnenmarkt ausüben. Kleinere und mittlere Unternehmen fallen heraus, es sei denn, sie gehören zu einem Konzern, der die oben genannten Grenzen überschreitet.
Warum die Kehrtwende?
Die Europäische Kommission begründet diesen Schritt mit Bürokratieabbau. Die hohen Anforderungen an Berichterstattung, Audits und Dokumentationspflichten wurden von vielen Mitgliedsstaaten und Wirtschaftsverbänden als massiver Wettbewerbsnachteil im internationalen Geschäft kritisiert. Argumentiert wurde, die strengen Regeln seien nur mit unverhältnismäßig hohen Zusatzkosten umzusetzen. Die Wende ist aber auch eine politische Kurskorrektur und berücksichtigt die wirtschaftlichen Interessen der EU-Staaten.
Die Überarbeitung führt zu einer deutlichen Verzögerung. Die Umsetzung in nationales Recht wird nun realistisch 2028 oder 2029 erwartet – deutlich später als die ursprünglich anvisierte Frist 2027.
Was bedeutet das für deutsche Unternehmen?
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ist bereits am 1. Januar 2023 in Kraft getreten. Damit wird seither die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und den Schutz der Umwelt in Lieferketten geregelt.
Entsprechend den Vorgaben des aktuellen Koalitionsvertrages von CDU, CSU und SPD wird die Bundesregierung „das LkSG durch ein Gesetz über die internationale Unternehmensverantwortung, das die CSDDD in nationales Recht überführt, nahtlos ersetzen. In der Übergangszeit wird das LkSG angepasst, um administrative Lasten für Unternehmen zu begrenzen und die Anwendungs- und Vollzugsfreundlichkeit zu erhöhen“, ist auf bmas.de nachzulesen. Am 3. September 2025 hat das Bundeskabinett bereits das „Gesetz zur Änderung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes – Entlastung der Unternehmen durch anwendungs- und vollzugsfreundliche Umsetzung“ auf den Weg gebracht. Bis das CSDDD in Deutschland in nationales Recht umgesetzt ist, gilt das LkSG.






